Wunderarkanum

„Wunderarkanum“

Oft wurde in meinen Worten darauf hingewiesen. Hier der Originaltext des so genannten "Wunderarkanums", den Jakob Lorber erhielt, aus "Die Geistige Sonne", Bd. 2, Bietigheim:

18. Kapitel – Des Geistes Willenskraft, vereint mit dem Herrn, wirkt Wunder.

[GS.02_018,01] Wir haben hier nichts mehr zu tun, somit können wir uns auf unserer Welt wieder
weiterbewegen; denn wenn man nur einmal eine Welt hat, also eine gute Unterlage, so kann man
dann auf derselben herumgehen, wie man will, und allerlei gute Erfahrungen machen.

[GS.02_018,02] Wohin aber sollen wir uns nun begeben? Hier will ich nicht sagen: Dahin oder
dorthin, sondern auch solches sollet ihr bestimmen. Aber auf eines muß ich euch aufmerksam
machen, und das ist, daß ihr eine einmal gefaßte Bestimmung, hier- oder dorthin zu gehen,
festhalten müsset, und es muß beim ersten Gedanken bleiben. Denn hier kommt es nicht darauf an,
daß jemand sagen möchte: Ich weiß nicht recht und bin zweifelhaft, ob ich mich links oder rechts
wenden solle, da bei solchen Zweifeln diese Welt, die ihr betretet, sobald wieder vor euch
verschwinden würde. Daher muß ein jeder Gedanke festgehalten werden und kein zweiter den
ersten verdrängen. Im Geiste ist das durchgehends der Fall; denn wer da nicht fest ist, der ist nicht
geschickt zum Reiche Gottes. Also wie der Herr Selbst spricht: „Wer seine Hand an den Pflug legt
und zurücksieht, der ist nicht geschickt zum Reiche Gottes.“

[GS.02_018,03] Das will aber mit anderen Worten für unseren gegenwärtigen rein geistigen
Zustand nichts anderes gesagt haben, als daß man im Geiste bei gar keiner Gelegenheit sich
wankelhaft benehmen solle. Der erste Gedanke muß auch der erste Entschluß und die erste
vollkommene Festigkeit sein; denn wäre im Geiste solches nicht der Fall, so stünde es schon lange
gar schlecht mit aller Schöpfung.

[GS.02_018,04] Nehmet ihr nur an, ein allergeringster Wankelmut im Geiste Gottes, ein
augenblickliches Zurückziehen Seines unbestechlichsten festesten Willens, würde auch sogleich
eine augenblickliche Vernichtung aller Dinge nach sich ziehen.

[GS.02_018,05] Ihr saget zwar: Solches kann man sich freilich wohl gar leicht vom Geiste Gottes
denken; ob aber für die Erhaltung der Dinge auch eine gleiche Festigkeit von seiten anderer Ihm
nahestehender Geister vonnöten ist, das ist nicht so klar.

[GS.02_018,06] Ich sage euch aber: Es ist eines so klar wie das andere. Aus eben diesem Grunde
kann nichts Unreines in das Reich Gottes eingehen; denn die Himmel sind das Zentralregiment des
Herrn. Sie sind in ihrer Art vollkommen eins mit dem Willen des Herrn; und würde jemand in den
Himmel gelangen, der da nicht eins wäre mit dem Willen des Herrn vollkommen, so würden dieses
sobald alle Schöpfungsgebiete wahrnehmen. Denn solches würde allerlei Unordnung in der
Schöpfung hervorrufen, und tausend der grimmigsten Höllen würden in all ihrer freien Wut nicht
einen solchen Schaden anrichten als ein einziger unordentlicher Geist im Reiche Gottes!

[GS.02_018,07] Solange ihr unter der Führung anderer Geister bloß passive Betrachter der
geistigen Verhältnisse waret, so lange konntet ihr freilich wohl mit euren Gedanken wechseln, wie
ihr wolltet; und es blieb dennoch alles, wie ihr zu sagen pflegt, beim alten. – Jetzt aber seid ihr
aktive Betrachter der geistigen Verhältnisse, d.h. ihr betrachtet nicht Dinge, die in meiner Sphäre
sind, also nicht auf meinem Grund und Boden, sondern ihr betrachtet nun selbst als Geister Dinge
eurer Sphäre. Ihr waret früher Gäste eines andern Bruders und durftet euch nicht entfernen von ihm, wolltet ihr genießen in Seinem Hause; jetzt aber bin ich euer Gast, und ihr könntet mich
herumführen, wo ihr wolltet.

[GS.02_018,08] Aber, wie gesagt, es kommt darauf an, daß ihr eure Gedanken fest haltet, also eure
Schöpfung fixieret; sonst stehen wir alle drei sogleich wieder in unserem früheren Dunste.
[GS.02_018,09] Als euch ehedem mein Bruder herumgeführt hat in seiner Sphäre, da mußte er
ebenfalls seine Schöpfung festhalten; sonst hättet ihr gar wenig zu sehen bekommen. Dieses aber ist dem reinen vollkommenen Geiste ein leichtes, weil er seine Willenskraft vollkommen aus dem
Herrn hat. Ihr habt euren Willen zwar auch aus dem Herrn, aber er ist noch nicht fest und
vollkommen genug, um ihn gleich den vollkommenen Geistern allenthalben fixieren zu können.
Darum aber sagte ich euch nun auch dieses, damit ihr wisset, wie man im Geiste lebt und den
Schatz der Kraft seines Geistes erhält.

[GS.02_018,10] Wenn jemand auf dem Erdkörper lebt und will sein Eigentum erhalten, so muß
man es wohl verwahren, damit nicht Diebe und Räuber es verderben und wegnehmen, was man
besitzt. – Hier ist es eben also; Diebe und Räuber sind wankelmütige, begierliche Gedanken im
Geiste. Wer diesen nicht alsogleich feste Schutzmauern setzt, der verliert bald gar leicht das schöne Eigentum seines Geistes.

[GS.02_018,11] Also sagte auch der Herr: „Wer da hat, dem wirds gegeben, daß er in der Fülle
haben wird; wer aber nicht hat, dem wird genommen, was er hat, oder er wird das, was er hat,
verlieren.“ – Was ist aber, das jemandem genommen werden kann, das er nicht hat, und jemandem
gegeben werden, das er hat, um es dann zu besitzen in der Fülle? – Es ist des Geistes vereinte
Willenskraft in dem Herrn! Wer sie hat, der wird dadurch endlose Reichtümer finden in seinem
Geiste und dann im Besitze der Kraft und der Güter sein, und das ist ein Besitz in der Fülle.

[GS.02_018,12] Wer aber diese mit dem Herrn vereinte Willenskraft im Geiste nicht hat, was wird
dessen Los wohl sein, da es hier für niemand einen andern Besitz gibt, als den höchst eigenen aus
sich? Ich sage euch: Das Los eines solchen Geistes wird kein anderes sein als die entweder
plötzliche oder sukzessive Verarmung; denn so jemand von euch einen Rock haben will, ist aber
selbst kein Schneider, so muß er zu einem Schneider gehen, damit ihm dieser einen Rock mache.
Wenn es aber keinen Schneider gäbe, oder wenn man aus einem Orte alle Schneider vertriebe und
auch niemand sich selbst einen Rock machen könnte, so dürfte es doch ein wenig künstlich
hergehen, um zu einem Rocke zu gelangen.

[GS.02_018,13] Seht, also ist es auch hier der Fall; der Herr schuf den Menschen nach Seinem
Ebenbilde und hat ihn mit werktätig schöpferischer Kraft ausgerüstet. Diese aber hat Er nur wie ein
Samenkorn in ihn gelegt. – Ihr saget aber selbst schon und wißt es aus der Schrift, da es heißt: „Und die Werke folgen ihnen nach.“

[GS.02_018,14] Wenn also, so kann ein unfester, kraft- und werkloser Geist, der sich nie in
irgendeiner Festigkeit versucht hatte, ja doch im reinen Geisterreiche unmöglich anders als ganz
leer ankommen. Wie vieles aber daran liegt, daß der Mensch festen, unwankelhaften Geistes sei,
zeigt der Herr bei verschiedenen Gelegenheiten.

[GS.02_018,15] Er begünstigt Petrum wegen der Festigkeit seines Glaubens; wieder heißt Er den
einen klugen Mann, der auf einen Felsen baut, wieder spricht Er von Johannes dem Täufer, daß er
kein Rohr ist, das von dem Winde hin und her bewegt wird. Gar oft spricht Er: „Es geschehe dir
nach deinem Glauben; dein Glaube hat dir geholfen!“ – Also spricht Er auch offenbarlich aus,
indem Er sagt: „Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist“, wodurch Er
ebenfalls sagen will, daß sie, nämlich zu denen Er gesprochen hat, einen Gott gleich festen Willen
haben und sich durch nichts aus der festen Richtung ihres Geistes bringen lassen sollten. Also
preiset Er auch die Macht des festen Geistes mit folgenden Worten an:

[GS.02_018,16] „So ihr Glauben hättet wie ein Senfkörnlein groß, so könntet ihr zu diesem Berge
sprechen: Hebe dich von hinnen und stürze ins Meer! – Es wird geschehen nach eurem Glauben.“
[GS.02_018,17] Aus diesen wenigen angeführten Texten, dergleichen es noch eine Menge gibt,
könnet ihr aber auch schon hinreichend klar entnehmen, worauf es vorzugsweise im Reiche der
Geister ankommt.

[GS.02_018,18] Ich sage euch aber noch hinzu, was euch vielleicht etwas sonderbar vorkommen
wird, und dennoch ist es die unbestechlichste Wahrheit. Wenn die Menschen auf der Erde wüßten,
worauf es ankommt, um in ihrem Wollen etwas zu effektuieren, so würde gar manches Wunderbare geschehen; aber die Menschen wissen zum größten Teile ja kaum, daß sie einen Geist haben, weil dieser bei ihnen schon lange von ihrer Materie aufgesogen worden ist. Woher sollen sie es dann wissen, was in ihrem Geiste liegt?

[GS.02_018,19] Euch aber, die ihr nun den Geist schon ein wenig habt kennengelernt, kann ich es
nun schon ein wenig kundgeben, worauf es hauptsächlich ankommt, um eben aus dem Geiste
mächtig, unfehlbar, bestimmt und wahrhaft wunderbar zu wirken.

[GS.02_018,20] Worauf kommt es denn eigentlich an? – Höret, ich will euch dafür ein kleines
Rezeptchen geben. Nehmet davon alle Morgen und Abende einen guten Eßlöffel voll ein, und ihr
werdet euch überzeugen, daß dieses Rezept ein wahrhaftiges Wunder-Arkanum ist.

[GS.02_018,21] Die erste Spezies besteht darin, daß man sich gleich nach dem Erwachen mit dem
Herrn durch die Liebe in Seinem Willen vereint; solches muß auch abends geschehen. – Wenn dann jemand etwas möchte, so habe er acht auf den ersten Gedanken; das ist die zweite Spezies. Diesen halte er nun augenblicklich fest und vertausche ihn um alle Weltreichtümer nicht mehr mit einer zweiten.

[GS.02_018,22] Hat er solches getan, dann bitte er den Herrn, daß Er Sich möchte mit Seiner
unendlichen Stärke vereinen mit der Schwäche des eigenen Willens, erfasse den Herrn dabei
abermals mit seiner Liebe, – das ist die dritte Spezies. Ist solches in aller wankellosen Festigkeit
geschehen, dann geselle er zu diesen drei Spezies noch eine vierte hinzu, und das ist der fixiert feste Glaube.

[GS.02_018,23] Wenn diese vier Spezies beisammen sind vollkommen, so ist die Wundermedizin
auch schon fertig.

[GS.02_018,24] Wer es nicht glauben will, der wird in sich wohl schwerlich die Probe ausführen
können; wer es aber glaubt, der gehe hin und tue desgleichen, und er wird sich überzeugen von der
vereinten Kraft des Herrn in seinem Geiste. – Dieses Geheimnis mußte ich euch hier mitteilen, weil es hier am rechten Platze ist.

[GS.02_018,25] Ihr wisset demnach nun auch, was ihr hier auf dieser unserer Welt zu tun habt,
damit wir weiterkommen; ein Gedanke, eine feste Bestimmung, und wir werden den Ort vor uns
haben, dahin wir wollen.

[GS.02_018,26] Dieses Geheimnis aber, das ich euch nun kundgegeben habe, gilt für alle
naturmäßige wie für alle geistige Welt; denn es ist ganz dasselbe, welches der Herr und alle Seine
Apostel und Jünger gelehrt hat, und zwar bei der Gelegenheit, da Er sagte: „Ohne Mich könnt ihr
nichts tun; mit Mir aber, versteht sich von selbst, alles!“

[GS.02_018,27] Und weiter, da Er sagte: „Um was ihr immer den Vater in Meinem Namen bitten
werdet, das wird Er euch geben.“ – Hier hat der Herr in der Bitte keine Ausnahme gesetzt, indem Er sagte: „um was immer.“

[GS.02_018,28] Also zeigte Er auch: Wenn zwei oder drei in Seinem Namen versammelt sind, so
wird Er mitten unter ihnen sein; und um was sie da bitten werden, wird ihnen gegeben. – Der
Verfolg dieser Weltbereisung wird jedoch, wie schon bemerkt, euch noch so manches verborgene
Geheimnis lichten. Der neue Ort aber steht schon vor uns; also wollen wir ihm uns nahen

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